Phonetische Störungen
Ausspracheschwierigkeiten sind in der Sprachentwicklung normal. Das Kind muss lernen, die einzelnen Laute (Buchstaben) auszusprechen.
Es muss die Laute auch gut hören können, damit es sie unterscheiden und richtig aussprechen kann. Ab ca. 6 Jahren sollte das Kind alle Laute richtig aussprechen können.
Manche Laute sind schwieriger als andere.
Typisch dafür sind s, sch und r, die von vielen Kindern erst mit fünf oder sechs Jahren richtig ausgesprochen werden. Das Kind braucht länger, um die nötigen Bewegungen mit der Zunge und dem Mund ausführen zu können (mundmotorische Schwierigkeiten). Der Zahnwechsel im Schulalter kann die Aussprache zusätzlich erschweren.
Wenn das Kind mundmotorische Störungen hat, kann eine Therapie schon vor dem sechsten Lebensjahr wichtig sein.
Beispiel:
Ein fünfjähriges Kind schiebt seinen Kiefer seitwärts wenn es „s“ sagen möchte.
In der Therapie werden die richtigen Bewegungen spielerisch geübt, damit das Kind den Laut danach ohne Probleme auszusprechen lernen kann.
Wie kann ich dem Kind helfen?
- Lassen Sie eine Aussprachestörung nicht die Hauptsache im Gespräch mit Ihrem Kind werden.
- Hören Sie darauf WAS es Ihnen zu erzählen hat, das WIE ist weniger wichtig.
- Lassen Sie sich von einer Logopädin/ einem Logopäden beraten, wenn Sie unsicher sind, ob Ihr Kind altersgemäss spricht.
Sie können mit dem Kind zusammen Spiele machen, die die Muskulatur im Mund stärken und die Beweglichkeit fördern:
– Kauen: Unterschiedlich feste Nahrungsmittel essen (Äpfel, Nüsse, Brotrinde, Kaugummi…). Man muss den Mund während des Kauens schliessen, damit die Muskeln richtig trainiert werden.
– Pusten: Seifenblasen, Kerzen ausblasen, Windräder anblasen, ein Wettrennen, bei dem man mit einem – Strohhalm einen Wattebausch pustet….
– Grimassen schneiden, Sachen ablecken, Kaugummiturnen, lachen…
Spiele, die den Mund trainieren (PDF)
Sie können mit Ihrem Kind auch das Gehör trainieren:
– Verschiedene Geräusche mit geschlossenen Augen erkennen.
– Aufzählen, welche verschiedenen Geräusche man auf der Strasse, im Wald oder sonst an irgend einem Ort hört.
– Verschiedene Geräusche nacheinander machen. Das Kind hört mit geschlossenen Augen zu und macht sie dann nach. Danach darf das Kind die Geräusche machen und Sie müssen raten.
Hörbeispiel Phonetische Störung
Phonologische Störungen
Ein Kind mit phonologischen Störungen kann die Laute einzeln fehlerfrei aussprechen. Es muss also den s, k, p oder irgendeinen anderen Laut nicht lernen.
Dennoch werden beim Sprechen oft Laute weggelassen, verdreht oder ersetzt. Darum ist ein solches Kind zum Teil schwer zu verstehen.
Ein Kind mit einer phonologischen Sprachstörung hat sich eigene „Regeln“ angewöhnt.
Eine solche Regel kann sein:
Alle Laute, die zwischen den Lippen ausgesprochen werden, verschieben sich nach hinten, in den Bereich des Halses.
Das heisst: b,p und m („Lippenlaute“) werden zu g,k oder ch („Halslaute“)
Statt: „Papa beisst mächtige Bissen“ sagt das Kind dann vielleicht „Gagga geisst gächtige Gissen“. Das Kind kann den Unterschied bei sich selbst nicht hören und nimmt darum nicht wahr, dass es anders spricht als wir.
Solche „eigenen Regeln“ kommen in der Sprachentwicklung jedes Kindes vor.
Ein Kleinkind kann zum Beispiel „Bielbüg bole“ für „Schpielzüg hole“ sagen.
Das ist normal. Die Kinder lernen dazu und beginnen, „unsere“ Regeln zu verwenden.
Es gibt Altersangaben darüber, wann welche „Regel“ (in der Fachsprache „Prozess“ genannt) in die Sprache aufgenommen werden sollte.
Ein Kind mit einer phonologischen Störung spricht mit anderen Regeln.
Darum wird es von der Aussenwelt und vielleicht auch von den Bezugspersonen nicht immer verstanden.
Ein Kind mit einer phonologischen Störung braucht Hilfe, damit es besser verstanden wird.
Wie kann ich dem Kind helfen?
- Wenn Sie merken, dass Ihr Kind nicht verstanden wird, und dass es Wörter „komisch“ sagt, sollten Sie sich an eine Logopädin/ einen Logopäden wenden.
- Wichtig ist, dass Sie das Kind mit seiner Sprechweise akzeptieren.
- Im Vordergrund steht WAS das Kind Ihnen mitteilen möchte und nicht WIE.
- Lassen Sie das Kind aussprechen und nehmen Sie sich dabei Zeit.
- Das Kind zum bewussten Hören anregen: Hörspiele, was höre ich für Geräusche im Haus, im Wald, auf der Strasse? Verschiedene Klänge erkennen lassen.
- Korrigieren Sie Ihr Kind nicht und sagen Sie ihm nicht, dass es „richtig“ sprechen soll. Wahrscheinlich merkt Ihr Kind selbst, dass es nicht verstanden wird.
Weitere Informationen dazu finden Sie unter diesem Link:
Eltern fördern den Spracherwerb
Hörbeispiel Phonetisch- Phonologische Störung