Häufigste Fragen zur Sprachentwicklung und Sprachtherapie
Bei den folgenden Fragen und Erfahrungsberichte stützen wir uns auf das Buch:
Eltern-Ratgeber Sprachtherapie, Rotmann, Braun, Reisch, Bücklein (1999)
Wir danken den Autoren und dem TRIALOGO Verlag ( www.trialogo.de ) für ihre freundliche Hilfe.
1. Wie verläuft eine normale Sprachentwicklung?
2. Wodurch wird die Sprachentwicklung beeinflusst?
3. Welche Sprachauffälligkeiten gibt es?
4. Ist eine Therapie überhaupt nötig?
„Wir waren unsicher, ob eine therapeutische Behandlung das Richtige für unser Kind ist, oder ob sich die Schwäche von selbst wieder ‚einrenkt’.“
Ob eine Therapie angezeigt ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Wie stark leidet das Kind?
- Wie sehr ist die Fähigkeit zu Kommunikation eingeschränkt?
- Wird es isoliert?
- Entstehen viele Missverständnisse?
- Wie reagiert das Umfeld?
- Wie ist der allgemeine Entwicklungsstand des Kindes?
Ein Beratungsgespräch bei einer Logopädin/ einem Logopäden ist immer sinnvoll, wenn Sie sich unsicher fühlen.
5. Ab welchem Alter ist eine Therapie sinnvoll?
„Zuerst war ich unsicher, ob ich zu lange gewartet hatte mit einem Besuch bei der Logopädin.“
Für die Wahl des Zeitpunkts einer Sprachtherapie stehen die Bedürfnisse des Kindes im Mittelpunkt. Es gilt, einen Mittelweg zwischen sinnvoller Vorsorge und unnötiger Panik zu finden.
Die Entscheidung für eine Therapie hängt nicht alleine vom Alter ab. Wenden Sie sich an eine Fachperson, wenn Unsicherheiten auftreten.
6. Wie kommt man zu einer Beratung/Therapie?
Wenden Sie sich an eine Fachstelle (Kinderarzt, Logopädischer Dienst in Ihrer Wohngemeinde)
7. Wie häufig geht das Kind in die Therapie?
Falls eine regelmässige sprachtherapeutische Unterstützung angezeigt ist, trifft die Logopädin/ der Logopäde mit den Eltern eine Absprache.
8. Was geschieht in der Therapie mit unserem Kind?
„Bei unserem Sohn hat die Therapie nicht nur sprachlich, sondern auch im Ganzen sehr geholfen. Sein Selbstbewusstsein ist grösser geworden. Er hat gelernt, Spiele zu Ende zu spielen und auch mal nein zu sagen, wenn er etwas nicht möchte.“
In einer ersten Phase steht das gegenseitige Kennenlernen im Mittelpunkt. Durch Beobachtungen und Testverfahren stellt die Logopädin/ der Logopäde fest, wo die Therapie angesetzt werden sollte. Festgelegte Ziele werden spielerisch oder durch Übungen erarbeitet.
In der Therapie soll nicht nur im Vordergrund stehen, was das Kind nicht kann. Es bekommt auch Gelegenheit seine Fähigkeiten zu zeigen und zu erweitern. Das Wohlbefinden, die Motivation und die Freude des Kindes sind Voraussetzung für den Therapieerfolg.
In einer Sprachtherapie werden meist verschiedene Sinne angesprochen. Je nach Therapieschwerpunkt können dafür verschiedene Methoden eingesetzt werden. Deshalb ist es gut möglich, dass in einer Therapie gekocht oder gebastelt wird.
9. Wie lange wird die Therapie dauern?
„Der Erfolg kam in kleinen Schritten und es dauerte 2,5 Jahre. Aber der regelmässige Besuch beim Logopäden hat sich gelohnt. Wir sind fertig.“
„Die Therapie war sehr gut. Unser Sohn konnte sie mit Erfolg nach 8 Sitzungen abschliessen.“
Die Art und der Umfang der Sprachauffälligkeit sind ausschlaggebend für die Therapiedauer. Eine Sprachtherapie kann im Einzelfall wenige Stunden dauern, häufiger jedoch einige Monate oder auch mehrere Jahre.
10. Wer übernimmt die Kosten für eine Behandlung?
Die Schulgemeinde oder die Krankenkasse übernimmt in der Regel die Kosten.
Die zuständige Therapeutin wird Ihnen weitere Auskunft erteilen.
11. Wie sollen wir mit unserem Kind umgehen?
„Nehmen sie ihr Kind mit seinem Sprachproblem als vollwertigen Menschen an.“
„Haben sie viel Geduld mit sich selbst und vor allem mit dem Kind, das für sein Alter unheimlich viel leisten muss während so einer Behandlung.“
Viele Eltern beschäftigt die Sprachauffälligkeit ihres Kindes so sehr, dass sie ihre ganze Aufmerksamkeit nur darauf richten. Dadurch können andere Entwicklungsbereiche in den Hintergrund treten. Ein normaler Umgang mit dem Kind wird erschwert. Es ist wichtig, dass die Stärken des Kindes wahrgenommen und auch kleine Fortschritte gelobt werden. Eine zuversichtliche Haltung und Geduld unterstützen die positive Entwicklung des Kindes.
12. Sollen wir unser Kind verbessern?
„Ich hatte Angst, meinem Sohn durch ständiges Verbessern die Lust am Lernen zu nehmen.“
Es ist ganz natürlich, dass Eltern einem sprachauffälligen Kind helfen wollen, seine Aussprache zu verbessern. Das Wichtigste ist jedoch, dass das Kind ernst genommen wird. Wir sollten uns vor alllem dafür interessieren, was das Kind zu sagen hat. Es sollte Bestätigung erhalten, dass es verstanden wurde. Am besten wiederholen Sie seine Äusserung in richtiger Form (z.B. Kind sagt: „Onne eint“, eine sinnvolle Antwort wäre: „Ja, die Sonne scheint!“).
13. Wie verhalten wir uns bei Stottern?
14. Müssen wir unser eigenes Sprachverhalten ändern?
„Haben wir- trotz vorlesen, unterhalten, singen- doch zu wenig mit unserem Kind gesprochen? Ich las einmal in einer Zeitschrift, die Ursache für mangelnde Sprachentwicklung könne in zuviel Fernsehen und zu wenig Sprechen liegen.“
Eltern und Bezugspersonen sind wichtige Sprachvorbilder. Das Kind lernt durch Nachahmung.
Es spielen jedoch auch viele andere Faktoren eine wesentliche Rolle in der Sprachentwicklung.
Folgende Punkte können im Gespräch mit Ihrem Kind unterstützend wirken:
15. Wie können wir unser Kind motivieren?
Helfen Sie Ihrem Kind, die eigenen Stärken und Schwächen kennen zu lernen. So geben Sie ihm die Chance, seine Fortschritte selbst zu erkennen. Ein ehrlicher Umgang mit Ihrem Kind ist eine wichtige Voraussetzung für dauerhafte Motivation. Auch Lob unterstützt die Motivation ihres Kindes sehr. Wichtig ist, dass dabei auch kleinere Fortschritte erkannt werden.
16. Was, wenn das Kind nicht in die Therapiestunde will?
Sprechen Sie mit dem Kind über die Gründe und suchen Sie gemeinsam Lösungsvorschläge.
17. Sollen wir auch zu Hause Übungen machen?
Das Thema Hausaufgaben wird von Logopädinnen/ Logopäden verschieden gehandhabt. Sprechen Sie mit der Logopädin darüber, wie Sie Ihr Kind unterstützen können / möchten.
18. Sollen wir die Umwelt unseres Kindes aufklären?
Es ist wichtig, dass die regelmässigen Kontaktpersonen des Kindes informiert werden.
So können diese verständnisvoll mit der Sprachauffälligkeit umgehen und zum Erfolg der Therapie beitragen.